Was die „große Schulreform a la Österreich“ eventuell bringen könnte oder: Die wahren Gründe (??)
Michael Zahradnik
Manchmal ist ein Streit um Worte wichtig, weil sich Botschaften damit verknüpfen. Ob man einen Zaun „eine Tür mit Seitenteilen“ nennen möchte, kann die klare Botschaft sein: Wir wollen Europa nicht „orbanisieren“, denn die Aussperrung der Schutzsuchenden ist keine Lösung. Oder aber auch: Wir Politiker wollen nur euphemistisch herumlavieren, wir haben nämlich keine Lösungen – und hätten wir welche, haben wir dafür kein Geld.
Und das Publikum (vulgo Wählerschaft) weiß oft genug nicht, was von beiden Varianten nun zutrifft.
Große Schulreform?
Am 17.11. will die Koalition die „große Schulreform“ verkünden. „Schulreform“ muss sein, in Permanenz, denn das Publikum assoziiert (oftmals fälschlich) noch immer „Reform“ mit Verbesserung(en) – und es sieht viel zu wenig hin, FÜR WEN sich denn da etwas verbessern soll.
Was der Finanzminister will…
Auskennen tut man sich beim Finanzminister. Wenn der in der „Pressestunde“ von nötigen Reformen spricht, ob bei den Pensionen oder der Bildung, dann macht er das, weil er sonst seine Budgetziele nicht erreicht. Nachträglich angepasst werden muss auch das Bildungsbudget für das Jahr 2015 – und zwar um 300 Millionen Euro. Diese schon seit Jahren bestehende „strukturelle Lücke“ (Schelling) wird auch heuer nicht durch Einsparungen abgedeckt, sondern muss nachträglich gestopft werden. […] Konkrete Maßnahmen dazu wollte er nicht nennen und hofft auf das Bildungskonzept am 17. November.
[…]1 Im Klartext: Schelling will, dass durch Reformen Pensionen oder Bildung BILLIGER werden, ihm bzw. dem Budget weniger kosten. Was das bei den Mindestrentnern oder den Schulkindern verändert, ist nicht sein Thema, ist ihm aus seiner Problemlage her schlicht wurscht. Von Qualität ist da auch nicht die Rede. Einfach ehrlich, einfach Hans Jörg.
…muss die Bildungsministerin anders darstellen
So darf das die für Bildung zuständige Ministerin natürlich nicht darstellen. Sie muss davon reden, dass Schule besser wird, das ist ihr Job (und wahrscheinlich auch ihr ureigenstes Anliegen – aber das Leben ist halt nun mal kein Wunschkonzert.) Wünsche hätte sie viele: „Es gibt kaum etwas, was die Bildungsministerin nicht verändern möchte – beginnend im Kindergarten. Dort brauche es nicht nur mehr, sondern auch universitär ausgebildetes Personal. Außerdem sollte der Übergang zwischen Kindergarten und Schule fließender sein….2) Das sind wichtige Forderungen, die von LehrerInnen voll und ganz unterstützt werden. Es gibt kein wichtigeres Instrument, um Chancengleichheit einigermaßen herzustellen, als möglichst früh sprachliche und soziale Defizite zu kompensieren. Passiert nur leider nicht. Das zweite Gratiskindergartenjahr, das es schon bis in die Regierungserklärung geschafft hatte, kommt nämlich …nicht. Kein Geld. Das Leben ist eben kein Wunschkonzert. „ Auch in der Schule soll – wenn es nach dem Wunsch der Ministerin geht – kein Stein auf dem anderen bleiben. Sie möchte eine ganztägige Gesamtschule. Den Lehrplan würden sie ebenso gern komplett überarbeitet sehen. Vorstellbar ist dabei, dass eine externe Expertenkommission überlegt, welche Lerninhalte ein Schüler am Ende der Schulpflicht beherrschen sollte, und den Lehrplan danach ausrichtet. Die Expertenidee, allen Schülern nur noch abgespeckte gemeinsame Mindeststandards beizubringen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, viel mehr nach ihren Interessen zu gehen, begrüßt die Ministerin.“ 2)
Was das alles mit Elisabeth Gehrer zu tun hat
Warum erinnert mich diese Formulierung an die „Schülerentlastungsverordnung“ der Elisabeth Gehrer ? Diese kürzte querbeet je 2 Unterrichtsstunden in jeder Klasse der Oberstufe. Und das wurde dann von Gehrer als Entlastung der Kids vermarktet. Es wäre interessant zu wissen, was zu den „abgespeckten Mindeststandards“ der „Bildungsexperten“ noch dazu käme. Oder sollte man eher fragen, OB noch etwas dazukommen soll? Selbst das Lehrerdienstrecht ist für sie nicht in Stein gemeißelt: „Das ist auch ein Startschuss, das Dienstrecht zu überdenken“, sagt die Ministerin 2)
Sorry – Da habe ich meine bedingten Reflexe. Seit über 20 Jahren verhandle ich mit dem Unterrichtsministerium über diverse Dinge. Und wann immer MinisterInnen über das Lehrerdienstrecht nachgedacht haben, war klar: Ein solches neues Dienstrecht müsse zu mehr Lehrerarbeit bei weniger Gage führen. Was ja bei unternehmerfreundlichen ÖVP-MinisterInnen an sich nicht überraschen dürfte – als sozialdemokratische Leitlinie war mir das neu.
Arbeitszeitverkürzung macht(e) den Kapitalismus sozial verträglich
Als Historiker sehe ich, dass seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert eigentlich nur die deutliche Verkürzung der Arbeitszeit die Effizienz der kapitalistischen Produktionsweise sozial verträglich gemacht hat. Natürlich mit vollem Lohnausgleich: So erhielten auch die Arbeitenden ihren (gerechten) Anteil an dem von ihnen geschaffenen Surplus. Und nur so wurde auch ein gravierendes Auseinanderdriften von Arm und Reich verhindert. Dass war die wichtige Aufgabe der Sozialdemokratie und ihre wesentlichste Leistung. Seit rund 20 Jahren scheinen ihre SpitzenpolitikerInnen nicht nur Wege zu diesem Ziel vergessen zu haben, sondern dieses Ziel gar nicht mehr anzustreben. Wer Arbeitslosigkeit mit Sparmaßnahmen und der Erhöhung von Arbeitszeit bekämpfen will, der sollte die Geschichte der 1930er-Jahre nachlesen.
Wahrscheinlich ist es aber eh ein intellektueller Luxus, über diese Wünsche der Ministerin nachzudenken, denn: „Viele Ideen, die – mit wenigen Ausnahmen – eines gemeinsam haben: Sie sind nicht Teil der für Dienstag angekündigten „großen Bildungsreform“2)
Worum es bei der Schulreform wirklich geht
Denn gemäß der österreichischen Realpolitik geht es bei der „großen Schulreform“ allen Anschein nach mitnichten darum, den Schülern und Schülerinnen eine bessere Ausbildung oder gar Bildung zu verschaffen. (Was konservative Mitspieler hier gerne als ihr vorrangigstes Motiv vorschieben.) Oder um mehr Chancen für jene schulfernen Kids, die derzeit, nachdem sie NICHT im Kindergarten die Unterrichtssprache (Dragan, Mohammed und Aysegül) oder adäquate Umgangsformen (Kevin, Franz und Jacqueline) gelernt hatten, jene 20% stellen, die in und nach der Gesamtschule Volksschule nicht sinnerfassend lesen können und keine Mindeststandards erreichen.
Denn diesen Kids die Frustrationen zu ersparen, sich als 6jährige einem sie überforderndem System ausgesetzt zu sehen, das würde Geld kosten. Für Gratis-Kindergarten ab 3 Jahren. Für kleinere Lerngruppen in den Volksschulen. Für Supportpersonal vom Schulpsychologen über die Sozialarbeiterin bis zu arabisch-sprechenden Dolmetschern und Lehrerinnen für die Syrienflüchtlinge.
Aber dafür haben die wichtigen Player kein Geld.
Außerdem haben die wichtigen Player andere Sorgen:
Hauptstreitpunkt in der Arbeitsgruppe Bildung war selbstredend die Frage, wer denn nun für alle LehrerInnen zuständig sein soll: der Bund – oder die Bundesländer.
(Wohl für alle Eltern die wesentlichste Frage die Bildung ihres Fortpflanzes betreffend).
Die Landeshauptleute Niessl und Pröll verließen schon vor Monaten wutschnaubend diese Kommission, als ihnen klar wurde: Autonomie könnte eventuell nicht nur heißen, dass sie künftig autokratisch über ALLE LehrerInnen verfügen würden. Also auch über die an den AHS und BHS.
Personen und Werte ändern sich…
Damals zollte ich Ministerin Heinisch-Hosek Respekt: Ich hätte nicht geglaubt, dass sie sich so lange den Begehrlichkeiten der Herren Landeshauptmänner erwehren würde können. Ich denke wie die Ministerin, je „verländerter“ das österreichische Schulwesen sich geriert, desto komplizierter, provinzieller und kostspieliger würde es werden.
Pröll und Niessl wurden ersetzt durch Pühringer und Häupl, statt der unmaskierten Machtbrummer kamen nun also die moderateren Schlaucherln (=wienerisch für „schlaues Kerlchen“ – kein Binnen-I – ein solches wäre bei den Landeshauptmännern paradox und unangebracht; Anm. MZ). Statt des Hauptarguments der Landeshauptmänner „Weil ich’s will!“ wurde nun sozial vorbildlich argumentiert und die Salamitaktik angewendet: Wenn man als gemeinsame Schule die NMS installierte, dann wären auf einmal alle 6 bis 14jährigen (und damit ein Großteil aller SchülerInnen sowie deren Lehrkräfte) in Landesschulen. Dann bräuchte man später also nur mehr die Oberstufen verländern.
Das wäre typisch österreichisch: Konservative Landeshauptmänner mit ausgewiesener Bildungsexpertise wie Platter oder Wallner entdeckten ihre Vorliebe für die ihnen früher ideologisch suspekte Gesamtschule. Weil die bisherigen Bundesschulen durchaus in ihr Beuteschema passen? Weil es einem Landeshauptmann völlig egal ist, was unter Modellregion verstanden wird und was in ihr pädagogisch passiert / passieren kann – Hauptsache, er kann darüber entscheiden.
In der geeigneten Modellregion gibt es kein Gymnasium – oder?
Wobei kaum klar ist, was nun eine tolle „Modellregion“ ist. In Tirol gibt es seit vergangenem Jahr eine “Gesamtschul-Modellregion” im Zillertal, die sieben Neue Mittelschulen, allerdings kein Gymnasium umfasst. “Ich sehe das jetzt als letzte Chance dieser Bundesregierung, dringend notwendige Reformen anzugehen”, sagt Platter. 3). Ich nehme zur Kenntnis: Eine Modellregion ist dann super, wenn es kein Gymnasium in ihr gibt. Auch dem Kärntner LH Kaiser schwillt die Brust, wenn er an den Bezirk Hermagor denkt. Im Bezirk Hermagor, sagt Platter stolz, ist die gemeinsame Schule wegen des Fehlens einer AHS-Unterstufe praktisch realisiert. 4) Eine Modellregion, in der alle Kinder in ein Gymnasium gingen, wäre keine gute Modellregion??
Die bestmögliche Bildung für alle
Ich habe als Kind der Kreisky-Ära noch die Parole „Mehr Arbeiterkinder an höhere Schulen“ in Erinnerung. Der charismatische Bildungsbürger und erfolgreiche Sozialdemokrat Kreisky hatte dieses Ziel (beste Ausbildung auch für nicht privilegierte Schichten) – und hat politisch vieles zu dessen Erreichung geschafft: Mehr als die Hälfte aller Höheren Schulen wurden in den Kreisky-Jahren gebaut. Öffentliche Schulen mit Maturaabschluss, gratis der Schulbesuch, gratis die Schulfahrt, gratis die Bücher. Das führte zur Bildungsexplosion der 70er-Jahre, zu einer Modernisierung des Schulwesens, das waren Reformen, die diesen Namen auch verdienten.
Wenn sich der burgenländische Landesrat Bieler freut „dass sich unser Land vom ,Land der Schulschande’ zum Bildungsspitzenreiter gemausert hat 5) , dann ist er wohl stolz darauf, dass aufgrund der Kreisky-Investitionen das Burgenland vom bildungsmäßigen Armenhaus mit kaum höheren Schulen zum Bundesland mit den prozentuell meisten MaturantInnen geworden ist.
Wird Bieler gefühlsmäßig umdenken müssen? Wird er nur mehr auf die südlichsten Bezirke seines Landes stolz sein dürfen, weil es dort keine AHS-Unterstufe gibt?
Stolz auf das Fehlen höherer Schulen?
Als sozialdemokratischer AHS-Lehrer erlebe ich kopfschüttelnd, dass wichtige Vertreter der (einstigen?) Bildungsbewegung Sozialdemokratie stolz darauf sind, DASS ES HÖHERE SCHULEN IRGENDWO NICHT GIBT!
Worauf sind wir denn da stolz? Dass die Lehrkräfte dort eine um zwei Jahre kürzere Ausbildung haben? Dass dort in 50 % der Unterrichtsstunden jemand unterrichten muss, der das Fach nie studiert hat? Ich schätze und bewundere die KollegInnen an den NMS. Sie leisten gute Arbeit unter schweren Voraussetzungen. Und das ist auch kein Widerspruch zu meinem obigen Kopfschütteln: Seit vielen jahren fordert die Gewerkschaft der PflichtschullehrerInnen (Wie übrigens auch die Kindergartenpädagoginnen) eine volluniversitäre Ausbildung. Das ist auch OECD-Standard. Noch nicht allerdings in Österreich.
Ich würde mich als Sozialdemokrat nie darüber freuen, wenn es in einer Region keinen Kanalanschluss, keine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel oder kein Highspeed-Internet gäbe – nur weil da KEINER „etwas Besseres“ hätte.
Nicht gegen NMS, sondern FÜR das Beste für jede/n
EINSCHUB für alle, denen es jetzt die altgeliebten Phrasen „Standesdünkel“ – „Gesamtschule steht seit ewig im Parteiprogramm“ und (besonders fantasievoll): „alte Bildungspolitik – Blockierer-Gewerkschaft“ hervorwürgt: Wer sinnerfassend lesen kann, müsste festgestellt haben, dass ich mich NIRGENDS GEGEN eine gemeinsame Schule ausgesprochen habe.
Jedes Kind muss das Recht haben, die bestmöglichste gratis Schule zu besuchen, egal, wer seine Eltern sind.
Aber im Gegensatz zu Kreisky, der die BESTE Ausbildung auch für Arbeiterkinder anstrebte – und mit seiner Schulpolitik äußerst erfolgreich war, SOWOHL in punkto Qualitätssteigerung als auch in punkto VERBESSERUNG DER CHANCENGLEICHHEIT – geht es hier plötzlich nur mehr um die „gleiche Schule“. Und als diese scheint nur die NMS in Frage zu kommen.
Und da stellen sich mir doch einige Fragen: In Wien besuchen derzeit über 55 % der 10 – 14jährigen eine AHS, rund 40 % eine NMS. Welche Schulform soll nun die gemeinsame Schule sein? Die von den Eltern weniger gewünschte ?
Die Kosten-Nutzen- Rechnung
Und da das Leben nun einmal kein Wunschkonzert ist und das Bildungsbudget strukturell defizitär: Ein NMS-Kind kostet den Staat um rund 50% mehr als ein AHS-Kind. Das kann man als kompensatorische Maßnahme zur Hebung der Chancengleichheit gut finden. Aber glaubt jemand ernsthaft, dass bei der derzeitigen Budgetlage für alle die derzeitigen NMS-Ressourcen zur Verfügung stünden? (Zur Sicherung des Unterrichtsertrags: Das zweite Gratis-Kindergartenjahr, das sogar im Regierungsprogramm stand, war jedenfalls nicht leistbar. Und das hätte zum richtigen Zeitpunkt viel effektiver verhindern können, dass die Bildungsschere überhaupt aufgeht.) Oder werden einfach nur die Rahmenbedingungen für die NMS verschlechtert werden? Größere Klassen (autonom verordnet), dafür aber deutlich heterogener? Oder denkt man vielleicht an dienstrechtliche Vorsorgemaßnahmen aufgrund der Annahme, LehrerInnen gingen tatsächlich Dienstag Mittag heim ins Wochenende??
Dafür stehe ich
Ich habe nichts gegen eine wirklich gute gemeinsame Schule.
Aber ich möchte mich nicht positiv über den Kakao äußern müssen, durch den wir gezogen werden sollen.
Ich wünsche mir endlich wirklich Verbesserungen an den Schulen, Verbesserungen, die meinen SchülerInnen zugute kommen und die uns LehrerInnen nicht noch mehr belasten.
Ich pfeife auf sogenannte „Reformen“, die nur schlecht getarnte Einsparungen sind, egal ob sie sich hinter dem Fähnchen „Föderalismus“ oder „Gesamtschule“ zu verstecken versuchen.
Ich unterrichte fast nur Kinder aus schulfernen Herkunftsfamilien, sehr viele mit Migrationshintergrund. Meine (öffentliche) AHS ermöglicht diesen Kindern und Jugendlichen eine kostenlose Möglichkeit, über Bildung sozialen Aufstieg und gelungene Integration zu erreichen. Ich sehe für meine SchülerInnen keine Vorteile durch eine eventuelle „Modellregion Brigittenau“. Mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen wären die deutlich heterogeneren Lerngruppen einfach zu groß. Und den KollegInnen in den NMS des 20. Bezirks bekämen wahrscheinlich als „Ausgleich“ für die gemeinsame Schule die deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen von uns AHS-Lehrkräften, also kein Teamteaching mehr, keine 6 Zusatzstunden, größere Klassen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele der Vertreter einer gemeinsamen Schule sich selbst als Eltern da nicht meinen. Die Millionäre der Industriellenvereinigung (von Strack bis Androsch) gaben ihre Kinder nicht in Hauptschulen, ihre Enkel werden mit allergrößter Wahrscheinlichkeit eher ins Theresianum, ins Lycee oder eine katholische Privatschule gehen als in die NMS. Auch die gesamtschulbegeisterten Bobos a la Niki Glattauer oder Doris Knecht haben ihren Fortpflanz entweder in Privatschulen oder zumindest im Gym. Es soll ja sogar rote Spitzenpolitiker geben, die ihre Kinder nicht in einer der so gepriesenen NMS haben.
Das erinnert mich an die Fastenmoral von Bischof Krenn. Das Empfohlene ist immer nur was für die anderen. Man selbst macht real nicht das, was man lautstark fordert. Politische Moral ? Bestenfalls im 2. Konjunktiv.
Nochmals: Ich habe gar nichts gegen eine gemeinsame Schule für alle – die aber funktionieren muss (kleine Lerngruppen;viel Zeit mit den Kindern – aber dennoch nur eine 40-Stunden-Woche im Schnitt; endlich den nötigen Support; angemessene Arbeitsplätze statt Lehrer-Tetris im Konferenzzimmer …. und und und )
Eine Schule, die Bildung und Ausbildung auf höchstem Niveau garantiert – und das wird wohl effizient nur bei einer gewissen Binnendifferenzierung gehen. Also eine Schule, in die auch Bundeskanzler, Industriekapitäne und Bestseller-Autoren ihre Kinder wirklich schicken.
Pure Realitätsverweigerung
Aber in aller Deutlichkeit: Wer denkt, eine gemeinsame Schule a la Platter (Ressourcen wurscht, Hauptsache verländert) wäre für unser Bildungswesen (auch und gerade für den Nachwuchs der schulfernen Schichten und die Migrantenkids) besser als die Kreisky-Reformen, den halte ich nicht für einen prinzipientreuen Sozialdemokraten. Sondern für einen denkfaulen Realitätsverweigerer.
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1) Finanzminister Schelling will auch 2016 strukturelles Nulldefizit halten. In: Wirtschaftsblatt online vom 14. Oktober 2015.
12.10.2015
3) http://derstandard.at/2000018770637/Platter-ueber-Bildungsreform-Letzte-Chance-der-Bundesregierung
4) KURIER vom 13.11.2015. Gesamtschule wird nun wieder zum Streitfall bei Bildungsreform. (Bernhard Gaul) S. 2 13.11.2015
5) http://www.wirburgenlaender.at/rennerinstitut/rueckblick/4849