Sehr geehrte Frau Landeshauptfrau Mikl-Leitner,
sehr geehrter Herr Landbauer,
die Entwicklungen im Bildungsbereich während der Verhandlungen zwischen der ÖVP und FPÖ NÖ machen es uns unmöglich, nicht darauf zu reagieren.
In den Medien wurde vor allem der Punkt „Deutsch als Pausensprache“ diskutiert. Wir alle sind erfahrene Pädagog:innen und fragen uns in diesem Zusammenhang drei Dinge: Ist eine solche Vorgehensweise bereits durch entsprechende Studien bestätigt worden? Hat sich die Politik hier jemals Gedanken gemacht, wie dies in der Praxis umzusetzen ist? Und wäre es so einfach, stellt sich weiters die Frage, wie diese Forderung mit dem schulischen Grundsatz von Multikulturalität, mehrsprachigem Unterricht und Vielsprachigkeit vereinbar ist. Die Schule wird vollkommen berechtigt als Platz des Lernens und des kulturellen Zusammentreffens gesehen.
Wir als Fraktion sehen die unterschiedliche Herkunft der Schüler:innen weiters als Chance für Toleranz und Offenheit. Den Jugendlichen die Verwendung EINER Sprache in der Pause vorzuschreiben, erachten wir als falsch. Deutsch ist gesetzlich sowieso als Unterrichtssprache festgeschrieben und aus unserer Sicht gibt es keinen Anlass, diesen Einschnitt in die unterrichtsfreie Zeit vorzunehmen.
In diesem Zusammenhang möchten wir Sie auch noch auf Ihr eigenes Arbeitsübereinkommen hinweisen. Im Abschnitt „Bildung“ erwähnen Sie „Die besten Voraussetzungen für ein selbst-bestimmtes Leben“. Wie soll dieser Einschnitt in die unterrichtsfreie Zeit mit diesem Slogan vereinbar sein?
Weit wichtiger wäre es, Jugendlichen nach zwei, mehr als anspruchsvollen und schwierigen, Jahren der Pandemie jene psychologische Unterstützung zukommen zu lassen, die leider mittlerweile viele benötigen. Bauen Sie doch die psychologische Betreuung vor Ort aus, nehmen Sie Geld in die Hand, um mehr Psycholog:innen an die Schulen zu bringen und nieder-schwelligeres Angebot bieten zu können. Die Schwierigkeiten im Bereich Mobbing, psychischer Gewalt, aber auch physischer Gewalt sind in den Pausen (aber leider auch in den Unterrichtsstunden) ein weit größeres Thema und ein echtes Problem im Gegensatz zur verwendeten Sprache.
Sehr geehrte Frau Landeshauptfrau – lassen Sie Bildung nicht zur Spielwiese von platten Phrasen und plakativen Ansagen werden, die dann in der Realität nicht umsetzbar sind und an selbiger vorbeigehen. Bieten Sie den Standorten Möglichkeiten, um ihr Angebot zu verbessern und bringen Sie nicht noch mehr nicht exekutierbare Vorgaben auf Schiene. Das Schulpersonal ist schon an den Grenzen – drängen Sie es nicht darüber hinaus!
MMag. Patricia Gsenger FSG GÖD AHS Vorsitzende Vors.-Stv. LL AHS NÖ | Mag. Gerhard Ruhs Vors.-Stv. FSG GÖD AHS NÖ | Mag. Natascha Deix, BA FSG GÖD-NÖ Frauenvorsitzende |
23. März 2023